Rainer Schorr sieht Frankfurt als Gewinner des Brexit

Nachfrage nach Büroimmobilien in Frankfurt wird steigen

Die Briten haben sich entschieden: 51,9 Prozent der Wähler sind für einen Austritt aus der EU. Der Brexit ist damit beschlossene Sache. Der erfahrene Investor Rainer Schorr beschäftigt sich vor allem mit den Folgen für die Immobilienbranche. Die City of London ist bislang die unangefochtene Nummer einsder europäischen Finanzstandorte. Sobald die Austrittsverhandlungen abgeschlossen sind, wird sich das ändern. Gerade internationale Banken brauchen einen Hauptsitz in der EU. Experten der Finanzbranche haben bereits angedeutet, dass sich einige Unternehmen schon vor der Abstimmung nach alternativen Standorten umgesehen haben. Wie viele seiner Kollegen sieht Rainer Schorr Frankfurt am Main dabei ganz vorn. Wenn Banken und andere internationale Unternehmen nach Frankfurt übersiedeln, wird die Nachfrage nach Büroimmobilien in der Mainmetropole rasant steigen.

Rainer Schorrsieht das meiste Potenzialin Frankfurt

Natürlich gibt es noch andere Ausweichstandorte wie Dublin oder Paris, aber Frankfurt besticht durch schlagkräftige Argumente, erklärt Rainer Schorr. Die hessische Landeshauptstadt sei nicht nur Sitz der Europäischen Zentralbank, sondern auch der Bankenaufsicht. Allein deshalb habe die Bankenstadt Frankfurt großes Potenzial, London als wichtigster Finanzplatz innerhalb der EU abzulösen. Außerdem verfüge Frankfurt über eine ausgezeichnete Infrastruktur samt internationalem Flughafen. Wenn diese Prognose zutrifft, würde sich der Brexit für Frankfurt als Glückfall erweisen. Zuletzt war der Frankfurter Büroimmobilienmarkt hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Umsätze rutschten in den Jahren2014 und 2015 sogar unter den langjährigen Mittelwert, doch ein Zuzug internationaler Finanzunternehmen würde den Büroimmobilienmarkt ganz sicher in Aufschwung versetzen.

Löst Frankfurt London als Finanzzentrum ab?

In London arbeiten derzeit rund 700.000 Menschen im Finanzsektor. In Frankfurt sind es dagegen nur rund 70.000. Wenn aufgrund des Brexit auch nur drei bis fünf Prozent der Londoner Arbeitsplätze verlagert würden, kämen mehr als 20.000 Beschäftigte nach Frankfurt, die alle in einem Büro unterkommen müssten, rechnet Rainer Schorr. Selbst eine geringe Verlagerung des Finanzmarktsektors von London nach Frankfurt hätte also immense Auswirkungen. Die Nachfrage nach Büroimmobilien würde steigen, was auch die Mietpreise in die Höhe treiben könnte. Die ausländischen Banken werden London vermutlich als erste verlassen und sich nach alternativen Standorten auf dem europäischen Festland umsehen. Bislang sind das natürlich nur Spekulationen. Wie sich der Brexit schlussendlich auf den Frankfurter Büroimmobilienmarkt auswirken wird, zeigt sich erst in ein paar Jahren, da im Rahmen des Brexit mit langen Übergangsfristen zu rechnen sei, gibt Rainer Schorr zu bedenken.